Am Abgrund

Eisregen „Am Abgrund“ („Am Abgrund“ 2024)
 
Ich bin sie leid, diese vorgetäuschte Menschlichkeit,
Sie entspricht mir nicht.
Ich hab´ es aufgegeben, ein guter Mensch zu sein,
Und in diesem Scheitern bin ich nicht allein.
Hier sind so viele, genau wie ich,
Und den Rest der Welt brauchen wir nicht.
 
So laßt uns am Abgrund stehen,
Gemeinsam hier zugrunde gehen.
Ein Blick noch, ein Schritt noch,
Ein Blick zurück, ein Schritt nach vorn –
So können wir das Ende sehen.
 
Und die Dunkelheit, ich hab´ sie immer so geliebt,
Weil sie mich vom Licht befreit
Und mir Schutz und Zuflucht gibt.
Mein Leben muß enden, mein Leben endet heute nacht.
Das Schicksal hat mich im Mondlicht hierhergebracht.
 
So laßt uns am Abgrund stehen,
Gemeinsam hier zugrunde gehen.
Ein Blick noch, ein Schritt noch,
Ein Blick zurück, ein Schritt nach vorn –
So können wir das Ende sehen.
 
Ein Blick noch, ein Schritt noch,
Ein Blick zurück, ein Schritt nach vorn –
So können wir zugrunde gehen.
 
Nun stehen wir hier und schauen uns in die Augen.
Obwohl hier viele sind, bin ich ganz allein.
So war es immer schon: ich bin in mir gefangen,
Und nur der Tod kann mich befreien.
 
[Höllenschreie … … Höllenschreie]
 
Die Nacht, ich trag´ sie tief in mir
Und werde nun endlich ein Teil von ihr.
Und die Nacht soll meine wahre Mutter sein,
Hält mir die Hand und läßt mich nicht allein.
Und der Tod trägt mich fort
Auf seinen Armen wie ein Vater ins Nichts.
 
Und diese Welt soll untergehen.
Der Tod macht jeden Menschen schön.
Kein Blick mehr, kein Schritt mehr,
Kein Blick zurück, kein Schritt nach vorn,
Und nur der Abgrund bleibt bestehen.